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Ungleichheit

Ein Grundherr aus NÖ ist erbost über seine ÖVP

Ein niederösterreichischer Unternehmer und Grundbesitzer aus meinem Heimatbezirk Lilienfeld hat kürzlich eine E-Mail an den Landesrat für Wirtschaft, Tourismus und Sport Jochen Danninger (ÖVP) geschrieben. In der E-Mail bittet er explizit um Verbreitung derselben, was ich hiermit gerne tue. Ich habe mir auch eine kleine Kommentierung (fett markiert) erlaubt.

Sehr geehrter Herr Landesrat Danninger,

geschätzte weitere Adressanten (die hoffentlich weit mehr Verständnis für Eigentum von Grund und Boden haben!)

Als erstes darf ich mich kurz vorstellen (all jene die mich kennen bitte ich diesen Absatz zu überspringen).

Mein Name ist XXX. Wir betreiben als Familie, in 3. Generation, ein XXX-Unternehmen in XXX, Bezirk Lilienfeld. Wir beschäftigen aktuell 230 Mitarbeiter (wäre da nicht der XXX- und Fachkräftemangel wäre es wohl um 25 bis 30 mehr). Neben unserer Tätigkeit als XXX betreiben wir im Bezirk auch noch eine Land- und Forstwirtschaft samt Almwirtschaft. Ich bin ehrenamtlicher Funktionär der VPNÖ und im Gemeinderat in einer Minderheitsfraktion tätig. Des Weiteren bin ich WK-Funktionär und Delegierter zum NÖ Jagdverband. Es ist zwar etwas befremdlich da wir uns noch nicht persönlich kennen, aber in der VP-Familie wird generell das Du-Wort gesprochen also werde ich dieses Mail entsprechend so verfassen.

Mit Schaudern und Entsetzen habe ich gestern deine mediale Aufmachung über deinen Wunsch über die generelle Öffnung der Forststraßen für Biker entnommen! Eine derartige Ansage ist nicht einmal mit dem medialen Sommerloch oder der Hitze in den letzten Tagen zu entschuldigen! Sie stellt einen quasi Enteignungswunsch über die Grundbesitzer dar. Sie stellt einen quasi Enteignungswunsch über die Grundbesitzer dar.

Wenn Radler durch den Wald fahren dürfen, der einem gehört und den man exklusiv bewirtschaften und bejagen kann, ist das eine Enteignung?

Die Waldöffnung aus den 1970er-Jahren ist ein Andenken Linken-Gedankengutes. Dass dies nun noch einmal getoppt werden soll, und noch dazu aus den eigenen Reihen, schlägt dem Fass wohl endgültig den Boden aus! Die Waldöffnung für Biker brauchen wir genau so wenig wie den Wolf auf den Almen.

Die Wohlfahrt des Waldes nur für die Grundherrn? Nur zur Info: Heutzutage gehen auch viele Bauern am Wochenende wandern, und zwar nicht nur am eigenen Grund, sondern überall. Genauso wie die zahlreichen Nicht-Grundbesitzer in NÖ.

Ich bin mit Grund und Boden sehr stark verwurzelt und arbeite auch gerne mit diesem!

Ja, ein Erbe fühlt sich so an, als hätte einen die Vorsehung mit der Erde, auf der man aufwuchs, vereinigt

Gemeinsam mit meiner Frau betreibe ich neben dem XXXgeschäft auch eine Angus-Rinder-Zucht. Unser Premium-Rindfleisch vermarkten wir direkt ab Hof. Erst gestern bin ich bei der Futterernte wieder mehrere Stunden am Traktor gesessen. Ich weiß, also wovon ich spreche. Es ist für mich völlig unverständlich, dass ein VP-Spitzenpolitiker eine Forderung die quasi eine Enteignung ist, derartig medial hinaus posaunt.

Dieser abgehobene Rotzlöffel im Raumschiff St. Pölten hat wohl vergessen, wem er seinen Job verdankt! Uns, den Feudalherrn Niederösterreichs!

Es ist unser Grund und Boden, unser EIGENTUM, mit dem wir zu wirtschaften haben und es ist völlig inakzeptabel diesen zum Nulltarif der Allgemeinheit zur Verfügung stellen zu müssen.

Bei der Passage bekomme ich einen kleinen pikanten Gusto auf höhere Grundsteuern. Auf Erbschaftssteuern bin ich schon heiß, seit „dritter Generation“ und „Verwurzelung mit dem Boden“.

Jeder einzelne Quadratmeter wurde entweder beim Kauf bezahlt oder über Generationen in den Familien vererbt und bewirtschaftet. Wir zahlen mehr als genug an Steuern und Abgaben. Es reicht.

Echt, welche? Die lächerlichen Einheitswerte bei der Grundsteuer? Aber dafür ist in der Transparenzdatenbank ersichtlich, dass der Autor und zwei andere Mitglieder seiner im Ort ansässigen Familie im Jahr 2020 über €20.000 an Agrar-Förderungen kassiert haben.

Unser Naturraum und die darin lebenden Wildtiere erlitten seit dem vorigen Jahr, bedingt durch Corona, einen nie dagewesen menschlichen Andrang. Stellenweise wurden Almen und Wälder regelrecht gestürmt. Leidtragende waren dabei hauptsächlich die Wildtiere. In unseren Eigenjagden…

Heißt das, er besitzt mehrere mind. 115-Hektar große Waldstücke (= Eigenjagd), oder spricht er jetzt für das ganze Heer der entrechteten Großgrundbesitzer Niederösterreichs?  

…haben wir das auch zu spüren bekommen. Uneinsichtige Naturnutzer versetzen die Tiere in derartigen Stress, der im schlimmsten Fall bis zum vermeidbaren Tod führen kann. Ein wichtiger Aspekt ist auch noch, dass die Wälder und deren Forststraßen wertvolle Arbeitsplätze sind!

Zum Beispiel, wenn, einmal im Jahr ein Schlägerungsunternehmen aus der Slowakei kommt und in drei Wochen anderthalb Hektar Bäume raushaut.

Diese sind mit deinem Bürojob nicht zu vergleichen und bringen tatsächlich auch Lebensgefahr mit sich.

Ja, für die slowakischen Holzknechte 

Nicht auszudenken, wenn plötzlich jeder Orts Radler unterwegs sein können. Es kann nicht sein, dass diese Aspekte in deiner Forderung keine Berücksichtigung finden.

Als ob für Schlägerungsarbeiten nicht jetzt schon (befristet) ein forstliches Sperrgebiet abgegrenzt werden müsste. Siehe BGBl, §1 (2) 

Auch der Gedanke in deiner Presseaussendung, dass „es keinen Mehrwert hat da trotz Verbot sich sowieso keiner daran hält“, finde ich mehr als befremdlich und eines Spitzenpolitikers nicht würdig. Soll das etwas heißen, dass ich nur genug Leute organisieren muss die bei Rot über die Ampel fahren bis wir das irgendwann vielleicht tolerieren und gut heißen? So kann ein Rechtstaat nicht funktionieren. Wir haben Gesetze an die wir uns zu halten haben. Ob es uns lieb ist oder nicht.

Aha, und was würde bei einer Betriebsprüfung durch die Finanz herauskommen, wenn das Unternehmen der Familie des Autors einmal auf den Buchstaben des Gesetzes genau geprüft würde? Und was ist mit dem Arbeitsinspektorat, immerhin in das Unternehmen in einer Branche tätig, in der es oft zu Verletzungen von Arbeitsschutzbestimmungen kommt.  

Eines kann ich garantieren wir haben und werden die Basisfunktionäre gegen diese absurde Forderung mobilisieren. Gerade wir, als Wirtschaftsbund- und Bauernbundfunktionäre,…

Okay, das ist also das Chiffre für „Besitzende innerhalb der ÖVP!“ Das nenne ich Klassenbewusstsein! 

…nehmen uns die Zeit in den Vorwahlzeiten die Wahlwerbung persönlich an den Mann/ die Frau zu bringen. Ich nehme an, dass die gut organisierte Landespartei bereits im Herbst wieder die eine oder andere Kampagne/Aktion am Laufen hat. Die nächste Landtagswahl rückt ja mit großen Schritten näher. Aus den Gesprächen mit den Funktionären und ehrenamtlichen Helfern die bereits geführt wurden kann ich berichten, dass die künftige Wahlwerbung wohl eher im Mistkübel landet als, dass man sie mit Überzeugung unter das Wahlvolk bringt! Bei derartigen Überlegungen sind solche Maßnahmen nur zu verstehen.

Blöderweise ist sogar in der ÖVP der verdammte Arbeitnehmerflügel der größte. Diese nervige Demokratie…

In unserem Umfeld Grundeigentümer, Land- und Forstwirte, Jägerschaft samt deren Familien stehen vermutlich weit über 200.000 Wählerstimmen zur Verfügung (reine Annahme von mir). Die genauen Zahlen hat sicher unser Bernhard Ebner in der Landespartei parat. Die hat man nun mit der unüberlegten Ansage mehr als „angezunden“. Ich bitte auch dich, liebe Landeshauptfrau, deinem Landesrat das hohe Gut des Eigentums nochmals deutlich nahezulegen. Derartige Überlegungen haben bei uns in NÖ nichts verloren.

Also, wozu halten wir Feudalherrn uns eine Partei, wenn diese dann nicht pariert?

Es gäbe mit dem Fachkräftemangel, Leute wieder in Beschäftigung zu bringen, Anreize zum und für das Arbeiten zu schaffen und Absicherung des Wirtschaftsstandortes weitaus wichtigere Themen für einen Wirtschaftslandesrat. Um die Radler im Wald braucht man sich da wirklich keine Sorgen machen!

Das stimmt, die Leute sollen hackeln für den Grundherrn, anstatt in seinem Wald herumzufahren. Wahrscheinlich ist unter den Radlern das arbeitsscheue Gesindl besonders zahlreich vertreten.

Jene Adressanten die es vernünftig halten mein E-Mail weiter zuleiten können dies gerne tun. Unsere tatsächlichen Vertreter bitte ich um Breite Unterstützung damit Eigentum auch noch Eigentum bleibt.

Bitte gerne!

Mit freundlichen Grüßen, XXX

Noch eine Anmerkung: Wie sich Biker im Wald verhalten sollen ist inhaltlich eine Frage, über die sich sachlich diskutieren lässt. Hier beeindruckt der Ton. Man könnte meinen der Autor dieses Geschreibsels ist 95 und hat schon die 1. Republik als pöbelhafte Zumutung empfunden. Weit gefehlt, er ist 34 Jahre jung. 

Und hier das anonymisierte Original ohne Kommentare:

Untenstehend mein Mail an LR Danninger bzgl. Biker auf Forststraßen:

Sehr geehrter Herr Landesrat Danninger,
geschätzte weitere Adressanten (die hoffentlich weit mehr Verständnis für Eigentum von Grund und Boden haben!),

Als erstes darf ich mich kurz vorstellen (all jene die mich kennen bitte ich diesen Absatz zu überspringen).

Mein Name ist XXX. Wir betreiben als Familie, in 3. Generation, ein XXXunternehmen in XXX, Bezirk Lilienfeld. Wir beschäftigen aktuell 230 Mitarbeiter (wäre da nicht der XXX- und Fachkräftemangel wäre es wohl um 25 bis 30 mehr). Neben unserer Tätigkeit als XXX betreiben wir im Bezirk auch noch eine Land- und Forstwirtschaft samt Almwirtschaft. Ich bin ehrenamtlicher Funktionär der VPNÖ und im Gemeinderat in einer Minderheitsfraktion tätig. Des Weiteren bin ich WK-Funktionär und Delegierter zum NÖ Jagdverband.

Es ist zwar etwas befremdlich da wir uns noch nicht persönlich kennen, aber in der VP-Familie wird generell das Du-Wort gesprochen also werde ich dieses Mail entsprechend so verfassen.

Mit Schaudern und Entsetzen habe ich gestern deine mediale Aufmachung über deinen Wunsch über die generelle Öffnung der Forststraßen für Biker entnommen! Eine derartige Ansage ist nicht einmal mit dem medialen Sommerloch oder der Hitze in den letzten Tagen zu entschuldigen!
Sie stellt einen quasi Enteignungswunsch über die Grundbesitzer dar. Die Waldöffnung aus den 1970er-Jahren ist ein Andenken Linken-Gedankengutes. Dass dies nun noch einmal getoppt werden soll, und noch dazu aus den eigenen Reihen, schlägt dem Fass wohl endgültig den Boden aus!

Die Waldöffnung für Biker brauchen wir genau so wenig wie den Wolf auf den Almen.

Ich bin mit Grund und Boden sehr stark verwurzelt und arbeite auch gerne mit diesem! Gemeinsam mit meiner Frau betreibe ich neben dem XXXgeschäft auch eine Angus-Rinder-Zucht. Unser Premium-Rindfleisch vermarkten wir direkt ab Hof. Erst gestern bin ich bei der Futterernte wieder mehrere Stunden am Traktor gesessen. Ich weiß, also wovon ich spreche.
Es ist für mich völlig unverständlich, dass ein VP-Spitzenpolitiker eine Forderung die quasi eine Enteignung ist, derartig medial hinaus posaunt. Es ist unser Grund und Boden, unser EIGENTUM, mit dem wir zu wirtschaften haben und es ist völlig inakzeptabel diesen zum Nulltarif der Allgemeinheit zur Verfügung stellen zu müssen. Jeder einzelne Quadratmeter wurde entweder beim Kauf bezahlt oder über Generationen in den Familien vererbt und bewirtschaftet. Wir zahlen mehr als genug an Steuern und Abgaben. Es reicht.

Unser Naturraum und die darin lebenden Wildtiere erlitten seit dem vorigen Jahr, bedingt durch Corona, einen nie dagewesen menschlichen Andrang. Stellenweise wurden Almen und Wälder regelrecht gestürmt. Leidtragende waren dabei hauptsächlich die Wildtiere. In unseren Eigenjagden haben wir das auch zu spüren bekommen. Uneinsichtige Naturnutzer versetzen die Tiere in derartigen Stress, der im schlimmsten Fall bis zum vermeidbaren Tod führen kann.

Ein wichtiger Aspekt ist auch noch, dass die Wälder und deren Forststraßen wertvolle Arbeitsplätze sind! Diese sind mit deinem Bürojob nicht zu vergleichen und bringen tatsächlich auch Lebensgefahr mit sich. Nicht auszudenken, wenn plötzlich jeder Orts Radler unterwegs sein können. Es kann nicht sein, dass diese Aspekte in deiner Forderung keine Berücksichtigung finden.

Auch der Gedanke in deiner Presseaussendung, dass „es keinen Mehrwert hat da trotz Verbot sich sowieso keiner daran hält“, finde ich mehr als befremdlich und eines Spitzenpolitikers nicht würdig. Soll das etwas heißen, dass ich nur genug Leute organisieren muss die bei Rot über die Ampel fahren bis wir das irgendwann vielleicht tolerieren und gut heißen? So kann ein Rechtstaat nicht funktionieren. Wir haben Gesetze an die wir uns zu halten haben. Ob es uns lieb ist oder nicht.

Eines kann ich garantieren wir haben und werden die Basisfunktionäre gegen diese absurde Forderung mobilisieren. Gerade wir, als Wirtschaftsbund- und Bauernbundfunktionäre, nehmen uns die Zeit in den Vorwahlzeiten die Wahlwerbung persönlich an den Mann/ die Frau zu bringen. Ich nehme an, dass die gut organisierte Landespartei bereits im Herbst wieder die eine oder andere Kampagne/Aktion am Laufen hat. Die nächste Landtagswahl rückt ja mit großen Schritten näher. Aus den Gesprächen mit den Funktionären und ehrenamtlichen Helfern die bereits geführt wurden kann ich berichten, dass die künftige Wahlwerbung wohl eher im Mistkübel landet als, dass man sie mit Überzeugung unter das Wahlvolk bringt! Bei derartigen Überlegungen sind solche Maßnahmen nur zu verstehen.
In unserem Umfeld Grundeigentümer, Land- und Forstwirte, Jägerschaft samt deren Familien stehen vermutlich weit über 200.000 Wählerstimmen zur Verfügung (reine Annahme von mir). Die genauen Zahlen hat sicher unser Bernhard Ebner in der Landespartei parat. Die hat man nun mit der unüberlegten Ansage mehr als „angezunden“.

Ich bitte auch dich, liebe Landeshauptfrau, deinem Landesrat das hohe Gut des Eigentums nochmals deutlich nahezulegen. Derartige Überlegungen haben bei uns in NÖ nichts verloren.

Es gäbe mit dem Fachkräftemangel, Leute wieder in Beschäftigung zu bringen, Anreize zum und für das Arbeiten zu schaffen und Absicherung des Wirtschaftsstandortes weitaus wichtigere Themen für einen Wirtschaftslandesrat. Um die Radler im Wald braucht man sich da wirklich keine Sorgen machen!

Jene Adressanten die es vernünftig halten mein E-Mail weiter zuleiten können dies gerne tun.
Unsere tatsächlichen Vertreter bitte ich um Breite Unterstützung damit Eigentum auch noch Eigentum bleibt.

Mit freundlichen Grüßen
XXX